Die Nahrung von Meerschweinchen muss einige Kriterien erfüllen deswegen ist die Fütterung nicht so anspruchslos wie die meisten denken…
Meerschweinchen kommen ursprünglich in Gras- und Steppenlandschaften vor, sie müssen sich also von Gräsern, Blättern und Kräutern ernähren, die weniger gehaltvoll sind. Um satt zu werden, müssen die Tiere sehr viel Blättriges zu sich nehmen. Eigentlich verbringen die Tierchen fast den ganzen Tag mit fressen und nehmen somit täglich ca. 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Beim kauen geeigneter Nahrung reiben die Zähne aneinander und reiben sich damit auf die perfekte und gesunde Länge ab. Daher hat die Natur Meerschweinchen mit dauerhaft wachsenden Zähnen ausgestattet. Die Schneide- und die Backenzähne wachsen lebenslang ca. 1cm pro Monat.
Gibt man den Tieren Futtermittel, die schneller satt machen als das von der Natur vorgesehene Futter, kauen sie weniger und die Zähne werden zu lang. Eine verbreitete, aber leider falsche Meinung ist, dass man den Tieren etwas „Hartes“ wie trockenes Brot etc. anbieten müsse, um den Zahnabrieb zu fördern.
Das Gebiss von Meerschweinchen ist eines der am besten spezialisierten Gebisse im Tierreich. Die Form der Zähne sowie der Aufbau von Zahn und Zahnwurzel ist hochspezialisiert auf das Zermahlen von weicher, frischer, blättriger Nahrung. Bekommen diese Tiere Futter, dessen Struktur nicht zu ihrem hochspezialisierten Gebiss passt und das nicht mit Mahlbewegungen zerkleinert werden kann, dann werden Zähne und Zahnwurzeln falsch belastet, was wiederum zu schwerwiegenden Zahnproblemen wie Fehlstellungen, Abszessen und Wurzelentzündungen führen kann.
Zudem müssen auch die ,,gesunden“ Bakterien im Darm optimal erhalten bleiben und die Darmmotorik unterstützen, denn diese Bakterien sind zuständig für die Aufschlüsselung von Gräsern und Blättern in Stoffe, die die Tiere problemlos verwerten können. Diese Bakterienflora besteht idealerweise aus Bakterien, die auf die Verdauung von Faserreichem spezialisiert sind. Werden diese guten und wichtigen Bakterien falsch ernährt, sterben sie ab. In der Folge überwuchern schädliche Bakterien den Darm. Zum Beispiel viel Stärke, diese ist enthalten in Getreide, Haferflocken, handelsübliche Fertigfutter, Brot, Knabberstangen etc. es schädigt die gesunde Bakterienflora massiv und kann zu lebensbedrohlichen Verdauungsstörungen wie Aufgasung und Durchfall führen. Außerdem sind die Tiere dann auch anfälliger für Darmparasieten.
Der Darm braucht also für eine gute Darmmotorik Rohfaser, enthalten in Gräsern, Kräutern und Heu.
Das Futter der Schweinchen muss verschiedene Dinge in der richtigen Menge liefern. Nämlich Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe.
Zu wenig führt zu Mangelerscheinungen, zu viel führt zu Übergewicht. Zu dicke Tiere werden krank, bekommen gesundheitliche Probleme wie Stoffwechselstörungen, Gelenkkrankheiten oder aber auch lebensbedrohliche Verdauungsstörungen können in folge auftreten.
Zu viel von bestimmten Mineralstoffen wie zum Beispiel Calcium führen zu Harngries oder Harnsteinen.
In den Sommermonaten sollten die Tiere frisches Gras und vielfältige Wiesenkräuter als Hauptfutter bekommen, Heu muss zusätzlich angeboten werden. Blätter und Zweige von Obstbäumen, Haselnusssträuchern etc. werden auch gerne gefressen. Im Winter entfällt die Wiesenfütterung leider, daher muss man auf grünes Blattgemüse ausweichen. Gefüttert werden können z.B.Salate in allen Varianten. Bittersalate wie Endivie, Radicchio und Chicorée werden sehr gerne genommen. Karottengrün, Kohlrabiblätter, Kräuter, Fenchelgrün, Zuckerhut, Feldsalat, Postelein, Brunnenkresse, Selleriegrün, Mangold, Spinat, Chinakohl, Wirsing, Grünkohl, Urkohl, Weißkohl, müssen unbedingt mit auf dem Speiseplan stehen.
Kohl ist tatsächlich ein wunderbar Energie reiches Winterfutter, sollte allerdings wie alles andere langsam angefüttert werden. Oxalathaltige Gemüse wie Spinat und Mangold sollte nur wenig und in vielfältigen Mischungen gefüttert werden.
„Normale“ Gemüse wie z.B Karotten, Fenchel, Sellerie, Paprika, Gurke, Pastinaken, Kohlrabi, Brokkoli, rote Beete etc. sollten wenig gefüttert werden, denn diese Gemüsesorten machen deutlich schneller satt als Grünes, was für den Zahnabrieb nicht ideal ist. Außerdem muss abgebissen anstatt zermahlen werden. Durch den starken Druck beim abbeißen harter Gemüsesorten werden die Zahnwurzeln zu stark belastet, dies wird auf Dauer zu Zahn und Kiefer Problemen führen. Zusätzlich enthalten diese Gemüse auch sehr viel Zucker, das ist also auch ein Grund wenig davon anzubieten. Obst sollte sowieso nur als Leckerlie gegeben werden, denn auch darin ist viel zu viel Zucker enthalten und auch Zucker ist schädlich für die empfindliche Darmflora.
Wenn Meerschweinchen wie empfohlen nahezu ausschließlich mit frischem Grün gefüttert werden, wird über die Nahrung sehr viel Wasser aufgenommen, daher trinken sie wenig bis gar nicht. Trotzdem muss immer frisches Wasser zu Verfügung stehen.
Hochwertiges Struktur/Raufutter kann und darf in kleinen Mengen auch angeboten werden. Dabei ist darauf zu achten das es nicht zu Calcium reich ist. Das Futter muss Getreidefrei sein.
Hier ein Foto wie es aussehen sollte.